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Kicker und Loungebereich

Oftmals als Symbolbild für innovative Kultur, ein Start-Up-Flair verschrien. Ein Plädoyer für diese Begegnungsstätten.


von Arne Gels | 25.09.2019
"Drei Straßen weiter sitzt Amazon, gegenüber Google, an der nächsten Ecke Accenture und gleich neben uns Watson. Der Wettbewerb um die fähigsten Leute ist brutal. Am Ende ist das einzige, was die Leute bei uns hält, die Kultur.” – 
Deutschland Personalchef Markus Köhler von Microsoft vor 2 Wochen auf der #OrganizeAwesome.
Und eine entsprechende bindende Kultur besteht ganz sicher nicht nur aus Kickertischen, Obstkörben und ansprechend innovativ designten offenen Büroräumen. Das bieten mittlerweile ja fast alle. Wenn es alle machen, macht es dann überhaupt noch Sinn für die Kultur? Auf dem letzten HR-Kompetenzforum in Dortmund hatten wir mit den Teilnehmern einen interessanten Diskurs genau zu dem Thema der genannten Symbolbilder.

Ich bin Befürworter. Kickertische, Tischtennisplatten oder Lounge-/ Kaffeebereiche und ähnliches sind für mich aus dem Aspekt wichtig und förderlich, dass sie einen Austausch auch über Tätigkeitsbereiche des einzelnen Mitarbeiters hinaus ermöglichen. Ein zielführender Aspekt für die Transformation, die ein Aufbrechen der Silo-Strukturen erfordert.

Ich kenn das z.B. noch aus meiner Zeit bei TÜV Rheinland. In der Zentrale in Köln – insbesondere im Casino oder beim Kaffeeautomaten im Seminarzentrum – hat einen die Möglichkeit des Netzwerkens mit Kollegen immer näher ans Unternehmen und die anderen fünf der insgesamt sechs übergeordneten Unternehmensbereiche gebracht. Es konnten gute und sinnvolle Synergien ausgemacht werden, das eigene Netzwerk an den großen Tischen beim Mittagessen oder bei der Kaffeepause ausgeweitet werden. Teilweise habe ich mein Flex-Office bewusst in den Seminarbereich gelegt, weil ich wusste, dort viele Kollegen treffen zu können.

Nun gibt es nicht an allen Standorten und in jedem Unternehmen eine Kantine oder einen Seminarbereich. Hier gilt es, andere Begegnungsstätten zu schaffen, an denen man kurz Abstand von den eigenen Herausforderungen und Anforderungen gewinnen kann – Jeder kennt das mit dem kurz den Kopf frei bekommen, um danach wieder gezielter an die Themen herangehen zu können. Und wo geht das besser, als zum Beispiel beim Sport. So schaffen Tischtennisplatte und Kicker einen kurzweiligen Fokuswechsel und dann doch wieder Kommunikation, die zu kollaborativem Wissensaustausch führt. Denn der Austausch mit Kollegen hat ja zumeist trotzdem einen beruflichen Fokus. Ähnliches schafft auch eine offen gestaltete Kaffeeecke mit Sitzgelegenheiten, wo Mitarbeiter bewusst hingehen, um die eigene Arbeitsumgebung für einen Austausch, Abwechslung zu verlassen. Selten erlebt man an solchen Orten schlechte Stimmung, es ist ein beliebter Auflockerer in festgefahrenen Situationen oder zwischen Routinen.

Apropos Routinen. Wesentlich ist, dass bei der Inanspruchnahme keine Routine aufkommt. Denn Routine verhindert oft neuen Sichtweisen. Also nicht immer zur gleichen Zeit und mit den gleichen Kollegen entsprechende Begegnungsstätten in Anspruch nehmen. Abwechslung erhöht das Interesse. Das gilt bei Spielen, die, wenn zu gleichbleibend in der Herausforderung uninteressant werden ebenso wie für das Privatleben, wo Routinen auch Killer vieler Dinge sein können – und gilt daher natürlich auch für das Arbeitsleben. Manche Routinen im Arbeitsalltag lassen sich nicht verhindern, sind notwendig. Dort wo wir sie aber vermeiden können, sollten wir das tun.

Und somit sind wir beim wichtigsten Aspekt einer Kultur. Sie muss (vor-)gelebt werden. Sie besteht aus der Selbstverantwortung des Einzelnen. Und wirkt sich damit auf die Gemeinschaft aus. Keine Kultur entsteht nur durch das Bereitstellen von bestimmten Räumlichkeiten, dem Festlegen von Werten oder Image-Filmen. Es gilt wie bei vielem in Zeiten der Transformation: Die Verantwortung des Einzelnen für gemeinsame Erfolge von Mitarbeiter und Unternehmen steigt. Unternehmen können Gegebenheiten installieren und bereitstellen, um dieses zu fördern, über Erfolge entscheiden am Ende die Mitarbeiter und sicher vor allem auch die Führungskräfte. Employer Branding sollte nicht nur durch das Unternehmen erfolgen, es sollte auch vom Mitarbeiter ausgehen. Das muss auch Mitarbeitern klar werden, die aufgrund der komfortablen Situation am Arbeitsmarkt hohe Ansprüche stellen können. Selbstverwirklichung funktioniert nur, wenn man selber aktiv ist.

Seid daher dankbar für den Kicker, die Tischtennisplatte und den Loungebereich – für Abwechslung, für kreative Pausen und für eine Vernetzung, die das Unternehmen und damit einen selber weiterbringen. 

Man lernt nie aus – und kollaborativ am meisten.

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