Blog Post

Spiel des Lebens

– was wir von Casual Games lernen können 
von Arne Gels | 24.09.2019
Fragt man Arbeitnehmer*innen, was sie am Arbeitsalltag als lästig empfinden, sind dieses zumeist die Routinen, die administrativen wiederkehrenden und dokumentierenden Aufgaben. Da verhält es sich wie im Privatleben: Am liebsten würden wir die tagtäglichen Notwendigkeiten auslagern. 
Saugroboter, Fensterputzroboter – hier gibt es übrigens eine grandiose Szene zu in der Serie „Arthurs Gesetz“, kann ich nur empfehlen - Flaschenpost, etc. zeugen davon. Für das Geschirrspüler ausräumen gibt es bisher noch keine, die Aufgabe abnehmende Alternative. Es sei denn man spannt erfolgreich Haushaltsmitglieder ein. Dies bedeutet aber zumeist, dass dafür eine andere, ähnlich gelagerte Aufgabe auf einen wartet. Alles delegieren klappt in der Haushaltsdemokratie halt nicht ohne deutliche Nebengeräusche. Bei der ganzen Thematik störend ist für uns zumeist dieser „Und täglich grüßt das Murmeltier“-Effekt. Ähnlich geht es uns da im Arbeitsleben. Listen, Dokumente, Prozesse - manches kann man delegieren, vieles muss man selber vornehmen. Immer wieder. Man hat die Aufgabe gerade erledigt, da kann man gefühlt schon wieder anfangen. Manchmal für den gleichen Zweck, manchmal abgewandelt. Sinnbildlich ist hierfür Unkraut jäten im Garten – was habe ich das als Kind geliebt. Und wieviele Formen von Unkraut es gibt. Und wie wiederkehrend die sind.

An dieser Stelle ein passender Szenenwechsel: Farmville – Eines der ersten sehr erfolgreichen Browser Casual Games mit Social-Funktion. Es geht ganz grob darum, am besten mehrmals täglich seinen Hof und seine Felder zu bestellen. Dabei kann man und können einem Freunde helfen, die das Spiel ebenfalls spielen. Beachte ich meinen Hof mal nicht regelmäßig, geht meine Ernte verloren und ich muss alles wieder neu aufbauen. Das Spiel erfreute sich einer großen Zielgruppe. Hauptnutzerin war zu Hochzeiten um 2012 die 35-jährige Businessfrau, die das Spiel zur Entspannung morgens vor der Arbeit, in der Mittagspause sowie nach Feierabend aufgerufen hat und in vielen Fällen bereit war, reales Geld einzusetzen, um sich Spielvorteile zu verschaffen. 

Ok – mit ein paar Klicks jeden Tag wird freiwillig der Garten gemacht. Als Entspannung – ich nehme an Sie sehen die Kontroverse zu meinem Unkraut-Beispiel. 

Also was ist es, dass uns bei Spielen, insbesondere Casual Games wie Bejeweled, Moorhuhn, Angry Birds und den ganzen Aufbau-Spielen a la Farmville kontinuierliche eher stupide Aufgaben erfreut und freiwillig machen und uns teilweise dabei sogar entspannen lässt, wogegen dasselbe im Arbeitsalltag und Haushalt anders aussieht?

Spiele haben den Vorteil, dass sie schnell Fortschritt aufzeigen und unmittelbares Feedback auf Aktionen geben. Immer mit Blick auf Spielziele/ übergeordnete Ziele. Zudem ermöglichen sie durch die enthaltenen Mechaniken ein Involvieren der Nutzerin/ des Nutzers über Neugier, Herausforderung, Ehrgeiz, Belohnung, etc. – wie von anderen und mir schon öfter in ähnlichen Ausführungen angeführt. Ich denke hier brauche ich nicht mehr näher drauf eingehen. Und der Kontext der Auseinandersetzung ist natürlich ein anderer. Das Spiel ist nicht vorgegebene Maßnahme sondern eine freiwillige Entscheidung. Mein Vater wird das bei mancher Familienzusammenkunft anders sehen, grundsätzlich ist es aber freiwillig. Trotzdem unterscheidet sich die Tätigkeit gerade in Casual Games mit Aufbaucharakter nicht zwingend von den ungeliebten wiederkehrenden Tätigkeiten, insbesondere derer im Arbeitsalltag. Hier liegt der Punkt, den wir von Casual Games lernen können. Die übergeordnete Story eines Casual Games (die zu bewältigende Aufgabe) ist immer mit einem für die Nutzerin/den Nutzer persönlichen relevanten Ziel verbunden. Und jede Auseinandersetzung, jede Kontinuität bringt sie/ihn diesem näher. Es zeigt sich ein Fortschritt, Veränderung ist erkennbar. Und die Spieler*innen verbessern sich durch die Kontinuität, Wiederholung schafft Routine. Die Nutzerin/ der Nutzer ist der verantwortliche Lenker mit dem Blick für das große Ganze, das Ziel. Mit der Zeit werden die Herausforderungen größer, Level-basierte Systeme mit ansteigendem Schwierigkeitsgrad sind ein wesentliches Element, um Spieler*innen im Spiel zuhalten. Denn ohne Herausforderung entsteht schnell Langeweile und damit geringere Aufmerksamkeit und Konzentration. Alles Punkte, die wir gut auf den unternehmerischen Kontext übertragen können und wollen. 

Vielleicht reicht es manchmal schon, seine Mitarbeiter in das große Ganze zu involvieren, das Silodenken aufzugeben und zu verdeutlichen, dass die täglichen Notwendigkeiten sich auf das Ziel des Unternehmens unmittelbar auswirken und das wir durch Verbesserung zum Erfolg beitragen können. Messbar und erkennbar. Ein Ansatz der für mich unmittelbar mit dem Synonym des zukunftsfähigen erfolgreichen Unternehmens korreliert. Da wir auf mehr Kollaboration und gesamtheitliche Blicke angewiesen sein werden. Und Identifizierung wieder eine größere Rolle spielen muss. 

Aber noch viel interessanter wäre es doch, unsere „Murmeltieraufgaben“ tatsächlich mit Ansätzen aus Games zu verbinden. Ich hänge aktuell mal wieder bei „Swampy – where is my water?“. In der Systemlandschaft erinnert es mich manchmal im Verlauf daran, wie komplex es sein kann, an die situativ relevanten und notwendigen Zahlen und Auswertungen zu kommen. Schaffe ich es dann bei den Systemen die richtigen Hebel/ Schalter und Wege aufzumachen, um eine für den jeweiligen Kontext transparente Übersicht zu schaffen, sehe ich entgegen der Situation im Spiel am Ende keinen zufrieden badenden Swampy. Wir alle kennen aus diversen Situationen die Feedbacks auf mühsam erzielte Notwendigkeiten. Aus beiden Perspektiven. 

Ich stelle mir im ersten Schritt nun bei der Präsentation einfach Swampy vor. Und merke mir bestimmte Kniffe, weil ich weiß, dass sie zwar abgewandelt, aber in der Grundsubstanz wiederkehrend vorkommen. Und dann kann ich Swampy schneller und mit weniger Aufwand sein Bad gewähren. Jegliche nun interpretierte Ähnlichkeiten von Swampy zu Personen, die je von mir Leistungen eingefordert haben, sind übrigens nicht zutreffend. 

Und vielleicht realisieren ich ja tatsächlich noch ein Projekt, wo man sich das Casual Game-Szenario, die übergeordneten Ziele und den Fortschritt nicht vorstellen muss. Aktuell erarbeite ich ein Konzept, wo viele der angeführten Punkte Berücksichtigung finden werden und wo Corporate Responsibility eine übergeordnete Rolle spielt. Und durch meinen Arbeit bei der RETENCON AG bieten sich auch viele Möglichkjeiten, wo ich diese Punkte im eigenen Portfolio und dem unserer Kunden zusammenbringen kann. Darauf und darüber freue ich mich. Und zum Thema Unkraut: Gott sei dank ist mittlerweile bekannt, dass Naturbelassene Gärten gut für die Natur sind. Lassen wir der Natur Ihren Weg und Raum. Wir haben noch genug andere Murmeltiere. Ich müsste mal wieder Keller-Tetris spielen. 

Und, welches Casual Game spielst Du gerade, dass sich in Deinen Arbeitsalltag integrieren lässt und was kannst Du daraus lernen, um Dich zu entwickeln und zu optimieren?    

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