Die global anerkannte Beratungsgesellschaft
Baker Tilly hat
vor kurzem in Deutschland ein Paper veröffentlicht,
innerhalb dessen die Autoren dem Mittelstand in Zeiten von
Fachkräftemangel, Transformation und dem Generationenwechsel
hin zu Generation X/Y/Z und damit zu veränderten
Ansprüchen und Anforderungen Hinweise geben und
Methoden aufzeigen, wie darauf bezogen ein erfolgreiches
Recruiting erfolgen kann. Um die entstehenden Bedarfe der
Unternehmen an Ressourcen in Zeiten des „War for Talents“
und der ausbleibenden langfristigen Bindung von
Mitarbeitern an Unternehmen zu decken. Zentraler Ansatz
ist dabei das Employer Branding, also die positionierte
Unternehmensattraktivität als Entscheidungsförderer.
Vom Push zum Pull gelangen
Eine wesentliche Aussage des Papers wird leider von den
Autoren nicht näher betrachtet und ausgeführt, sicher auch
der Ausrichtung des Papiers geschuldet:
„Vor allem berufliche Entscheidungen werden nicht mehr für
ein ganzes Leben getroffen, sondern dienen der
vorübergehenden Weiterentwicklung, die von einem stetigen Veränderungswunsch getrieben wird. Für den Arbeitgeber
bedeutet dies, dass es deutlich schwerer wird, junge
Arbeitnehmer dauerhaft an das Unternehmen zu binden.
Dies führt zu einer erhöhten Fluktuation und folglich auch zu
Problemen in der längerfristigen Personalplanung und -entwicklung. Talent-Management-Programme, die eine
Weiterentwicklung im Unternehmen gewährleisten, können
dieser Herausforderung entgegenwirken. Die von der
Generation Y eingeforderte Sinnhaftigkeit und das
gleichbleibende Interesse an der eigenen Tätigkeit können
so erreicht werden.“
In dieser Betrachtung liegt meines Erachtens jedoch der
tiefgreifende Erfolg eines Employer Branding.
Unternehmen
denken beim Thema Employer Branding zumeist an
Besonderheiten für Mitarbeiter, die das, worum sich alles
dreht, nämlich das Tätigkeitsfeld, attraktiver gestallten.
Obstkorb, Kickertisch, kostenlose Getränke, Fitnessstudio,
etc. – wir alle kennen die verschiedenen Maßnahmen, die
einst im Start-Up Umfeld ihren Ursprung hatten. Und es ist
tatsächlich auch ein netter Zusatz, der jedoch für jedes
Unternehmen leicht umsetzbar ist. Womit aus der
Besonderheit mittlerweile schon eher eine grundsätzliche
Erwartungshaltung beim Mitarbeiter geworden ist. Auch die
nach außen getragenen Werte des Unternehmens als USP
sind ein Rahmen zur ersten Einordnung der Unternehmensattraktivität,
jedoch tatsächlich oft eine Top-Down Vorgabe.
Wir befinden uns somit bei klassischen Employer Branding
Maßnahmen in einer Analogie zur Methodik eines Push-
Marketing. Die höhere Erfolgsquote verspricht eine Pull-
Methode, die nachfrageorientiert und vom Nutzer aus
gedacht wird. Hier sollten Unternehmen ansetzen. Die
richtige Einschätzung der Autoren:
„Vor allem berufliche Entscheidungen werden nicht mehr für
ein ganzes Leben getroffen, sondern dienen der
vorübergehenden Weiterentwicklung, die von einem stetigen
Veränderungswunsch getrieben wird “
– ist dafür die Grundlage. Der angeführte Veränderungswunsch
entsteht durch fehlende Identifikation mit dem
eigenen Handlungsspielraum sowie einer nicht gelebten und
gewährten Verantwortung für und getragen durch das
Unternehmen.