In Zeiten der Transformation und des Fachkräftemangels
streitet niemand wirklich die Notwendigkeit von
Weiterbildungsmaßnahmen ab. Noch nie erfuhr das Thema
Learning & Development soviel Aufmerksamkeit im
Unternehmenskontext wie aktuell. Was mich persönlich sehr
freut, engagiere ich mich doch mittlerweile seit mehr als 10
Jahren für Corporate Learning. Die Relevanz ist durch
technischen Fortschritt und die immer kürzer werdende
Halbwertszeit von Wissen erkannt, für mich sogar unstrittig.
Dieses zu widerlegen, ist kongruent zum Klimawandel nur
unter Ausschluss der Realität möglich. Denn wie beim
Klimawandel sind auch die Auswirkungen der Erfordernisse
eines lebenslangen Lernens durch sich stetig veränderte
Arbeitsbedingungen und Aufgabenfelder für jeden Einzelnen
spürbar geworden. Doch ebenso kongruent zum Klimawandel
fällt beim Thema Bildung, insbesondere im Mittelstand, ein
dem entgegenwirkendes Agieren noch zu geringfügig aus. Der
Fokus ist immer noch auf die Erfüllung der verpflichtenden
und haftungsrelevanten Themen gesetzt.
Der Blickwinkel führt nicht in die Zukunft, sondern richtet sich auf den Status
Bildung verursacht erst einmal Aufwände. In monetärer und
zeitlicher Hinsicht. Aktuell sind das insbesondere ungeplante
Kosten, die zu den zusätzlichen Digitalisierungskosten addiert
werden müssen. Dazu zählen als weitere Gegenargumente für
ein gesteigertes Investment in Weiterbildung die aktuell (noch)
hohe Auslastung insbesondere in der Produktion,
Transformationskosten, eine ungewisse Zukunft mit Blick auf
die Entwicklung, z.B. im Automotive-Bereich mit der
Elektromobilität, etc. Die Liste ist noch deutlich ausweitbar
und ich bin Unternehmer genug, um hier nicht auch
Verständnis für eine entsprechende Denke aufbringen zu
können – auf kurzfristige Sicht. Bei strategischer Betrachtung
muss jedoch jedem bewusst sein, dass ein Beiseiteschieben nur
einen Aufschub bedeuten kann. Was in der Folge darauf
beruhende Kosten deutlich erhöhen wird, denn Reagieren ist
zumeist teurer als Agieren.
Warum am Ende eher die kurzfristige Sicht zum Tragen
kommt? Weil der Return on Education (RoE) oder auch der
Return on Invest (RoI) beim Thema Bildung so schwer messbar
ist, bzw. es kaum Belege und Studien dazu gibt. Dabei kann
man sich aktuell in vielen Bereichen selber schon eine Antwort
geben. Die Herausforderungen für den Einzelnen und für das
Unternehmen werden größer. Auf die Transformation und
Technologisierung kann für eine Wirksamkeit nur die
Involvierung und Abholung der Mitarbeiter folgen. Das ist wie
bei der Einführung eines Qualitätsmanagements. Um eine
Zertifizierung zu erhalten reicht es nicht, die Maßnahmen und
Prozesse einzuführen. Beim Audit wird auch geprüft, ob dieses
beim Mitarbeiter bekannt, verstanden und im Unternehmen
gelebt ist – zu recht. Themen sowie Belege für die
Notwendigkeit gibt es also genug. Siehe die Anforderungen an
eine Transformation der Tätigkeitsfelder, siehe die geringe
Halbwertszeit von in der Ausbildung vermitteltem und
erlerntem Wissen im Arbeitsalltag, siehe Fachkräftemangel vs.
(Weiter-)Qualifizierung von eignen Mitarbeitern, siehe
Qualifizierungschancengesetz der Bundesregierung.